Artikel Anzeiger: Er spielt uns den Blues (28. Januar 2010)

Er spielt uns den Blues
Der junge St. Galler hat sich in der Schweizer Bluesszene einen Namen gemacht, und das, obwohl er keine Klaviernoten lesen kann. Kurz vor der Taufe seiner neusten CD besuchte der anzeiger ­Elias Bernet zu Hause.

von Anina Frischknecht

Ein wenig befangen drückt Elias Bernet die Tasten seines E-Pianos. «Ich weiss nicht, ob ich schon Stimme habe, ich bin erst vor kurzem aufgestanden», sagt er mit einem schüchternen Lächeln. Um drei Uhr nachmittags sitzen wir im Proberaum von Elias’ Elternhaus in St. Georgen und bekommen eine Kostprobe seines musikalischen Schaffens. «Life is a ball, I have it all...», singt er mit einer überraschend tiefen und rauen Stimme. Die Finger stürmen jetzt über die schwarz-weissen Tasten – niemand würde darauf kommen, dass der 25jährige St. Galler zwar Noten, aber keine Klaviernoten lesen kann. Mit zwölf Jahren entdeckte er seine Liebe zum Piano und liess die Klarinette, die er bis dahin gespielt hatte, links liegen. Das Klavier hatte ihn in seinen Bann gezogen und so klimperte er bekannte Melodien, ohne Noten, nach dem Gehör. Die Kantonsschule St. Gallen besuchte er mit Hauptfach Musik/Klarinette, doch jede weitere freie Minute verbrachte er mit Klavierspielen. Denn da hatte er die Freiheit, die Lieder so zu spielen, wie er sie im Gefühl hatte. «So sehr mir das Klarinettenspielen gefällt, irgendwann habe ich meinen Fokus auf das Piano gelegt, denn das lässt mir viel mehr Freiheit und ich kann meine Persönlichkeit in das Klavierspiel einbringen, wie ich es bei der Klarinette nie konnte.»

Sein Herz hängt an den Tasten
Vor allem den Boogie spielte er rauf und runter, aber irgendwann suchte er nach etwas mehr Tiefe. Diese fand er in einer Blues-CD von Eric Clapton. «Blues ist eine Musikrichtung, die ohne grosse Technik gespielt werden kann, sie wird geprägt durch die Personen, die sie singen und spielen – genau diese Eigenschaft hat mich begeistert.» Bluesen heisst, die eigene Persönlichkeit in die Musik einfliessen zu lassen. Elias’ Texte handeln von den Erfahrungen und Ängsten, die er als junger Erwachsener hat, von Zweifeln, von Versagungsängsten, aber auch von Glücksmomenten. Die Ideen zu seinen Texten findet der Student in Ge­sprächen mit der Familie und dem Freundeskreis. «Mir ist wichtig, dass mein Publikum merkt, dass meine Lieder authentisch sind, dass meine Person hinter meinen Texten steht. Ich singe Geschichten aus dem Alltag, über Themen, die mich beschäftigen.» Sein neues Album trägt den Titel «Life Is a Ball», zu Deutsch: «Das Leben ist ein Fest», und spiegelt Elias’ momentane Gefühlswelt wider. Nein, er sei nicht verliebt, verneint er, als wir ihn fragen, warum er denn so euphorisch sei. Er begreife ganz einfach, wie gut es ihm gehe. Zum Beispiel dürfe er bestimmte Privilegien geniessen, lebe in einem kriegsfreien Land und bewege sich ausserdem in einem Umfeld, welches ihn trage und inspiriere. Und genau diese Zufriedenheit und Dankbarkeit will sein neues Album vermitteln.

Er bringt das Klavier und die Soziologie unter einen Hut
Wenn Elias nicht gerade ein neues Album aufnimmt oder mit seiner Band auf Tournee ist, dann unterscheidet den jungen Mann fast nichts von Gleichaltrigen. Er studiert im zweiten Master-Semester Soziologie an der Uni Luzern, geht gerne mit seinen Freunden ins Bowlingcenter oder ins Kino. Der Doppelbelastung Musikkarriere und Studium ist der Virtuose nicht immer gewachsen; so musste er das letzte halbe Jahr, während der Produktion seines neuen Albums, die Uni in den Hintergrund schieben. Doch sobald es in seinem Musikleben ein bisschen ruhiger wird, will er den Master abschliessen. Warum er sich gegen ein Musikstudium entschieden hat, wollen wir wissen: «Musik wäre für mich nur mit der Klarinette in Frage gekommen, mein Klavierspiel taugt nicht für ein Studium. Manchmal wünsche ich mir aber, ich beherrschte die richtige Technik. So hätte ich meine Lieder schneller beisammen», sagt Bernet. «Auf der anderen Seite geniesse ich eben diese Freiheit, mich an keine Technik halten zu müssen – wer weiss, ob ich als Klavierstudent mit der gleichen Passion Bluesmusiker wäre.» Seine Leidenschaft zieht sich durchs ganze Album – und diese Begeisterung wird man kommenden Freitag auch im Gambrinus Jazzclub spüren, wo Elias Bernet seine CD-Taufe feiert. Besonderes Highlight an diesem Abend wird Bernets Duett mit Vera Kaa, der grossen Schweizer Blueserin: «Thanks to the Blues».



angehängte Datei/Dokument: Anzeiger.doc




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